In diesem BLOG – Beitrag wird ein Überblick über die Phasen einer Mediation gegeben, wobei die Ausführungen durch praktische Erfahrungen als Mediatorin ergänzt werden. Die Literatur ist in der Regel auf ein 5-Stufen-Modell ausgerichtet, jedoch favorisiere ich die Anwendung eines 6 - Phasen - Modells.

Konflikte sind in der Regel aufwühlend, emotional geladen, wirr und durcheinander, überfordernd. Destruktive Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz können zu körperlichen und psychischen Reaktionen wie Magengrummeln, erhöhter Pulsfrequenz und Kopfschmerzen führen. Kurz gesagt, man ist gereizt, weiß nicht, wie man beginnen und ein Ende finden könnte.
In solchen Fällen kann die Hinzuziehung einer Mediatorin von großem Nutzen sein.
Das Mediationsverfahren ist durch eine klare Struktur und ein zielgerichtetes Vorgehen gekennzeichnet. Wesentlich sind hierbei die Freiwilligkeit und die unbedingte Autonomie der Konfliktparteien. Es ist wichtig zu verstehen, dass ich als Mediatorin nicht in der Rolle bin, Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Der Fokus liegt auf dem Vermittlungsprozess innerhalb der Konfliktparteien, den ich unterstütze. Ich verhalte mich neutral, wertschätzend und professionell. Einen Lösungsimpuls gibt es nur, wenn dies ausdrücklich gewünscht wird.
Das Mediationsverfahren selbst zeichnet sich durch eine klare Struktur aus, die verschiedene Phasen durchläuft. Dabei sind diese Mediationsphasen nicht dogmatisch und starr zu sehen. Es erweist sich als sinnvoll, in eine vorhergehende Phase zurückzukehren, wenn Themen zu einem späteren Zeitpunkt erneut auftauchen und den Konflikt in Inhalt oder Umfang eine neue oder geänderte Note verleihen. Durch die strukturierte Herangehensweise der Mediationsphasen können Kunden darauf vertrauen, dass ihr Konflikt Schritt für Schritt bearbeitet wird. Jede Phase der Mediation hat ihre eigene Bedeutung und trägt dazu bei, den Konflikt zu entflechten und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

1. Kontaktaufnahme:
Für mich als Mediatorin eine ganz wichtige Phase – denn für den ersten Eindruck gibt es keine 2. Chance. Ich möchte, dass für meine Kundinnen und Kunden das Gefühl entsteht, hier bin ich gut aufgehoben und kann abladen. Daher möchte ich Ihnen ausreichend zuhören:
- Um was geht es ?
- Wer ist alles beteiligt ?
- Was könnte ich für Sie im Rahmen einer Mediation tun ?
Der Auftraggeber/die Auftraggeberin erhält damit eine erste Idee, ob Mediation ein geeignetes Mittel ist UND ob ich eine geeignete Mediatorin bin.
3 Elemente sind für mich dabei wesentlich:
Bin ich die Richtige ? Braucht es einen Co – Mediator?
Ist Mediation passend oder doch eher Supervision, Konfliktklärung, Konfliktcoaching, Moderation etc.?
Besteht eine Möglichkeit, weitere Schritte vor Ort in Ihrem Unternehmen/in Ihrer Organisation zu besprechen ?
Wenn es beiderseits zu diesen 3 Elementen eine Zustimmung gibt, dann beginnt dieses „Gefühl gut aufgehoben zu sein“ zu wachsen. Die Kontaktaufnahme ist für mich der erste Einblick, das erste Einfühlen in das Grobe und der Übergang zur inhaltlich/umfänglichen Auftragsklärung – und dies sehr sehr gerne vor Ort, konkret in Ihrem Unternehmen/Ihrer Organisation.

2. Auftragsklärung
Im Rahmen der Auftragsklärung geht es um den Fokus - Klarheit des Auftrages:
Ist unter dem Gehörten tatsächlich die Mediation passend?
Welche Schritte wurden im Vorfeld bereits begangen?
Was ist die Rahmung zur Zusammenarbeit?
Wer ist alles vom Konflikt betroffen ?
Erläuterungen zum Ablauf der Mediation, zu den jeweiligen Rollen und Verantwortlichkeiten der Mediatorin und Medianten
Absicherung zur Arbeitsweise: Gesprächsregeln, individuelle Bedingungen für die Zusammenarbeit, Einbringen von Lösungsvorschlägen durch Mediatorin gewünscht?, vorherige Durchführung von Einzelgesprächen ?, Shuttle – Gespräche ?
Aufnahme gemeinsamer Ziele, d.h. „Was kann im Idealfall bei dieser Mediation herauskommen?
Zum Abschluss dieser Phase steht der Dienstleistungsvertrag zwischen mir als Mediatorin und dem Auftraggeber oder den Medianten selbst.

3. Problemfelder benennen
In der folgenden Phase kommt es zum konkreten Eintauchen in die Auseinandersetzung. Jede Konfliktpartei stellt ihre jeweilige Sicht auf das Problem dar. Demgegenüber darf sich der Gegenüber dem stillen Zuhören hingeben, Anmerkungen und Verständnisfragen notieren und sie in seinem Part klären (lassen).
Diese Phase dient dem Schauen auf Differenzen – aber auch Gemeinsamkeiten – und der Transparenz miteinander gefundener Problemüberschriften.
Wenn Sie diese Phase genommen haben, sind Sie mitten in der Vermittlung, denn so weit waren nach meiner Erfahrung die Konfliktparteien in den seltensten Fällen. Sie sehen oft das erste Mal eine Landkarte der zu besprechenden Themen und es findet eine gedankliche Entlastung statt, wenn all das was belastet, sichtbar und gesehen wird und seinen Platz auf der Landkarte hat.
Als Mediatorin ist es meine Aufgabe, Sie hier gut zu rahmen: die wiedergegebenen Sachverhalte zu hinterfragen, mögliche Emotionen genau so gelten zu lassen wie Vorwürfen ihre Härte zu nehmen und unter Achtung der Eigenverantwortung der Medianten eine vollständige Landkarte zu präsentieren.

4. Konflikte beleuchten
In dieser Phase kommt bildlich gesprochen der Scheinwerfer zum Einsatz. Er hilft dabei, die jeweiligen Problemfelder näher zu beleuchten – nämlich in die dunklen Ecken. Verborgene Interessen, Gefühle, Werte, Bedürfnisse treten bei näherem Ausleuchten ans Licht und geben Einblicke zu Hintergründen und der Geschichte des jeweiligen Konflikts.
Für die Konfliktparteien bietet sich hier die Chance, neue Perspektiven auf den Konflikt zu erhalten und bisherige Haltungen, Sichtweisen zu reflektieren.
Aus meinen Erfahrungen wollen die Konfliktparteien hier ganz flott durch. „Alles klar, hab deine Sichtweise jetzt gehört. Kann ich verstehen, kommt nicht wieder. Machen wir anders…Lösung ist wie folgt…“. Zack und vermeintlich fertig. In Wahrheit wird ein Pflaster über eine frisch aufgerissene Wunde gelegt, deren Ausmaß einem noch nicht klar ist, noch nicht klar sein kann. Mein Vorgehen: erstmal eine Pause. Charmant und hartnäckig wird dann der gemeinsame Perspektivwechsel „kultiviert“.

5. Lösungsoptionen
Mit Rückschau auf den Konflikt inklusive der neu erhaltenen Einblicke zu Interessen, Gefühlen und Bedürfnissen geht es in die kreative Phase: Findung von verschiedenen Lösungsoptionen.
Und hier wird auch sichtbar, warum man die vorhergehende Erhellung nicht zu vorschnell beenden sollte: erst bei vollständiger Konflikterhellung bin ich bereit, andere Lösungsoptionen als meine eigenen ins Auge zu fassen.
Kreativ bedeutet – alles ist erlaubt und steht noch völlig abseits von Machbarkeit und gemeinsamer Akzeptanz. Ein Mehr an Ideen ist immer gut und verlässlicher Grundstein für die nächsten Schritte.
Die Ideensammlung wird dann auf Machbarkeit und Akzeptanz geprüft. Geeignete Lösungsvorschläge werden markiert und weiter justiert. Ziel ist eine für alle Konfliktparteien tragfähige Lösung zu erarbeiten.

6. Abschlussvereinbarung
Es ist geschafft, die Phasen einer Mediation wurden alle durchlaufen. Die gemeinsam erarbeite Lösung wird formuliert: so konkret als möglich, überprüfbar, ggfs. mit Zeitmomenten und Umgang bei kommenden Unklarheiten.
Sie möchten Unterstützung bei der Lösung Ihres Konflikts? Kontaktieren Sie mich gern.
Ihre Mediatorin
Anja Polte